Clive "Le Dong" Dillinger - Drums
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Biografie
Es waren für diese Jahreszeit erstaunlich kalte Nächte, als Martha Dillinger schweißgebadet auf dem Bett lag und die Hand ihres Mannes Peter fest umklammerte, während Agnes die Hebamme ihr über Marthas Schreie hinweg die Pressatmung dirigierte. Und tatsächlich, es sollte gelingen: Wenige Sekunden (jedoch gefühlte Wochen) später hielt Agnes den kleinen Clive in den blutigen Händen und setzte zu einem Klaps an, der dem Jungen seinen ersten Schrei, und somit auch selbständigen Atemzug, entlocken sollte. Ihre Hand kam jedoch zu einem abrupten Halt, als sie, statt auf einen Babyhintern, auf ein ungewohnt hartes Unterärmchen traf, dessen Hand sich eines ihrer Finger ergriff, ihn umdrehte und sie somit zu Boden zwang. Aus Angst, der Hexerei bezichtigt zu werden, flohen seine Eltern mit ihm nach Deutschland, und vermieden seitdem jedes englische Wort, sofern es die Anglizismen-Seuche in Deutschland zuließ. Martha und Peter verloren danach jeglichen Kontakt zu Agnes...
Clives Kindheit verlief bis auf weiteres offiziell ohne nennenswerte Zwischenfälle, bis zu seinen ersten Tagen im Kindergarten. Als er nämlich nach drei Tagen begriff, wie man die Lego, Nopper und sonstige kreativitätsfördernden Bausystemspielzeuge zu Waffen zusammenfügt, ging für ihn der Spaß erst los. Er duellierte sich mit allem, was in seiner Kindergartengruppe Rang und Namen hatte, bis ihn der Endgegner "Fräulein <Name von der Redaktion entfernt>" durch eine argwöhnische List (Autorität) zur Aufgabe zwang. Sie konnte ihn nur dadurch von weiteren Eskapaden ablenken, indem sie ihm den Titel des Lego-Inspekteurs verlieh, der ihm für seine Verhältnisse unendliche Macht gewährte, denn fortan sollte kein Lego-Einkauf mehr getätigt werden, ohne seine Einverständniserklärung, das jeweilige auf den Packungen abgebildete Objekt auch zu bauen. Er konnte seine Welt nach seinem Belieben formen...
Sein Verlangen nach körperlicher Auseinandersetzung wurde jedoch nicht gestillt, und so keimte in ihm eine unbemerkte Unruhe, der er erst im Alter von 6 Jahren bewusst begegnete. Denn zu dieser Zeit hielt das Kabelfernsehen Einzug in sein Leben. Es sollte in vielerlei Hinsicht ein Ersatz für seine Eltern werden, vollbrachte es doch das, was sie versäumten. Es brachte ihm nämlich zum einen in kürzester Zeit die englische Sprache bei, denn Transformers kam damals nur auf Sky-Channel, und Linda de Mol moderierte damals übrigens noch die DJ-Kat-Show ("that's a Dee and a Jay and a Kat with a Kay, O Kay?"), zum anderen zeigte es ihm aber auch eine Welt, von der er auf Anhieb wusste, dass er zu ihr gehören sollte: Die World Wrestling Federation! Ultimate Warrior, Bret "The Hitman" Hart, Shawn Michaels... das schienen alles Leute wie er zu sein! Also fing mit seiner Einschulung im wahrsten Sinne des Wortes auch seine Bildung an.
Mit seinem treuen Freund und Mitschüler "De Schlicher" trainierte er Powerbombs, Tombstones, Closelines und Figure-Four-Leg-Locks (he said... öh höhö...) bis zur Erschöpfung dessen kleinen Bruders. Aus diesem Training gingen Eigenkreationen wie z.B. "Running Jumping Stuhl", "De Perverse" und der "Dillinger Fluchtplan" hervor, sowie die Entdeckung der Möglichkeit, einen "Sleeper-Hold" auch als Schlafmittel zu benutzen.
Die Zeit bis zur Volljährigkeit schien sich endlos zu ziehen, und der Drang nach echten Kämpfen verlangte weitere Kanalisation. Clive lernte aus Verzweiflung Schlagzeug spielen, jedoch nicht aus Gründen künstlerischer Selbstverwirklichung, sondern einzig und allein wegen der Notwendigkeit eines ausgebildeten Rhythmusgefühls im Kampf. Seit erlangen dieser Spezialfähigkeit (vorne, vorne, hinten, hinten, Start + Select) waren "De Schlicher" und sein Bruder keine ebenbürtigen Sparringspartner mehr, und er verlor die Perspektive. Durch diese Antriebslosigkeit wäre er beinahe der dunklen Seite der Macht erlegen, und dem Ruf der Imperatoren (Lehrer) gefolgt, ihre Lehren anzunehmen...
Doch sein 18. Geburtstag rückte näher. Er war schon fast belesen, als "De Schlicher" und sein Bruder ihn mit vereinten Kräften zur Besinnung brachten, und ihm ein Trainingsprogramm auf den Leib schrieben, das es in sich hatte: mit der linken Hand in Achtelnoten und mit der rechten in Quintolen auf den Sandsack eindreschen war eine der leichteren Übungen. Binnen kürzester Zeit war er wieder in Topform , und sein Körper musste keinen Vergleich mit dem Muskelkostüm von Giant Gonzales bei der Wrestlemania 9 scheuen. Und er ging hin. Und er war gut. Und er bekam die Chance.
Und dann das Desaster: Noch vor seinem ersten Kampf - er sah seinen Gegner, den Undertaker, schon in Einzelteilen am Boden - erklärte man ihm die Regeln. Er wusste doch schon alles: Pinfall, Count-Out oder DQ, was sollte da noch kommen, außer... DIE KÄMPFE SIND NUR SHOW!
Stille. Ein Schweißtropfen fällt mit ohrenbetäubender Lautstärke zu Boden. Eine Träne hinterher. Clive als letztes. Dunkelheit.
6 Monate später: In einer Mooby's Filiale irgendwo in New Jersey steht ein kräftiger Mann am Schalter und packt einem nervigen Kunden einen Egg-A-Mooby-Muffin in die braune, mit dem goldenen Kalb als Aufdruck versehene Tüte. Nächster Kunde. "Your order, please?" Vor ihm steht ein älterer Mann, der ihm eine Karte hinhält, und meint "Young fellow, I think we're supposed to talk..." Auf der Karte steht: "Mr. Winterbottom - Director - Straight, Queer, Interspecies Erotica".
Wie Clive Dillinger in seinem neuen Umfeld zu "Le Dong" wurde, wie ihm seine rhythmischen und körperlichen Fähigkeiten dabei halfen, und wie er zu einem "Accomplished Gentleman" wurde, das steht in einem anderen - nicht mehr jugendfreien - Buch...